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© Inga Schnekenburger
2003 (www.onlinekunst.de)
Ohne Rückgrat
Würmer können sich teilen
Dann hierhin und dorthin eilen
Sind vorne und hinten gleich
Außen und innen weich
Haben keinen Rücken
Müssen sich nie bücken
Erschienen in
"SpruchReif".
Lyrik und Prosa. Anthologie 2007
ISBN: 3-86703-654-3 / ISBN
(neu): 978-3-86703-654-2
Tausendfüßlers Alptraum
Tausend Füße gehen weit
Vielleicht in alle Ewigkeit
Tausend Füße, tausend Beine
laufen fast schon von alleine
Tausend mal tausendmal
Tausend mal vieltausendmal
Sovielmal Mal für Mal
Wievielmal allemal
Immer im Takt bleiben
Nicht aneinander reiben
Niemals holpern
Keinesfalls stolpern
Copyright
by Fred Lang. Zeichnung:
W. Saalfeld
Merke
Auch Frösche haben ein Gelüst
Das man doch akzeptieren müsst
Wer kennt sie nicht: die Illusion
Sie wird entlarvt als Perversion
Geteilter Schmerz
Es litt einmal ein Regenwurm
Recht große Qual bei einem Sturm
Ganz festgeklemmt von einem Stein
Und sehr gehemmt in seinem Sein
Er sucht sein Heil und hälftet sich
Bis jedes Teil von dannen schlich
Geteilter Schmerz verdoppelt sich
berührt mein Herz und trifft auch mich
Liebesmüh'
Vor einigen zigtausend Jahren
Als die Menschen noch Affen waren
Ist etwas Komisches passiert
Da haben sich Drachen mit Mäusen liiert
Es gab natürlich ein Problem
Weil groß mit klein häufig unbequem
Doch nach vielen, vielen Versuchen
Nagte man glücklich am Mutterkuchen
Noch dunkel war's und viel zu früh
Nach der erfolgreichen Liebesmüh
Das Wochenbett wankte im Sturmgebraus
Das Kind? Es war eine Fledermaus
Idylle
Im Garten - unter der Konifere -
liegt ein Stein.
Drauf steht ein Rotkehlchen
nur mit einem Bein.
Und trinkt aus einem Schälchen,
als ob es immer so gewesen wäre.
Ganz aufgeplustert steht es dort
und streckt nach einer Weile
heraus das zweite Bein -
ganz ohne Eile.
Nun ist das andere nicht mehr allein
an diesem kalten Ort!
Schutzlos
Ein Schneckenhaus
zerbricht so leicht
durch einen falschen Schritt.
Es ist ein Graus.
Ein Schneck ist doch so weich!
Ich leide mit.
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Copyright by Fred Lang. Zeichnung:
W. Saalfeld.
Verkehrte Welt
Ich hatte mir etwas vorgenommen
und mich auf den Kopf gestellt.
Da erblickte ich ziemlich verschwommen
eine ganz verkehrte Welt.
Infolge der schweren Kraft
fiel die Brille mir von den Ohren.
Im Gehirn tobte der rote Saft,
den vorher der Magen verloren.
Auf einmal ist alles umgekehrt.
Ich habe schöne Gedanken.
Meine Taschen sind auch entleert.
Ich beginne wieder zu schwanken.
Ich habe mir etwas vorgenommen
und mich auf die Füße gestellt.
Nun fühle ich mich - sichtlich beklommen
-
doch ganz gehörig geprellt.
Gedankenstrich
Es war einmal vor langer Zeit
ein Tausendfüßler fast soweit,
dass er - man glaubt es kaum -
hinaus wollt' in den Weltenraum.
Am Faden der Gedanken
sah man ihn mutig schwanken.
Doch tausend Füße sind nicht viel
im Hinblick auf das ferne Ziel.
Als er nun so,
irgendwie nirgendwo,
mal eine Pause machte
und darüber nachdachte,
da wurde ihm erleichtert klar,
das ist ja alles gar nicht wahr!
Wer hier so kraxelt bin nicht ich.
Das ist nur ein Gedankenstrich.
Unser Kätzchen
Ein schwarzes Fell aus langen Haaren,
die Augen hell und jung an Jahren.
Ein weißer Latz als Serviette.
Welch süßer Fratz in unser'm Bette!
Die Augen halb geschlossen,
total entspannt in Rückenlage,
liegt sie wie hingegossen-
sogar ihr Schwanz ist eine Frage.
Die Hinterbeine ausgestreckt,
die Vorderen geknickt.
Ich frage mich, was sie bezweckt
mit ihrem sanften Blick?
Fast immer liegt sie faul herum
und macht nach einer Weile
das Mäulchen auf, den Rücken krumm.
Doch alles ohne Eile.
Wenn sie dann maunzend mir
so um die Beine streicht,
liegt es wohl nur an ihr,
wann sie mein Herz erweicht.
Nehm' ich sie dann auf meinen Arm,
erfreu' ich mich an ihrem Charme.
Ach Kätzchen, du bist wundervoll.
Der wahre Clou. Ein jeder Zoll.
Eine Muschel im Sand.
Fest geschlossen die Schalen.
Wartend auf den, der sie findet.
Ich nehme sie
ganz zart in beide Hände
und trage sie dorthin, woher sie kam.
Vertrauend hat sie sich nun geöffnet
und ruht auf meiner Hand,
die dankbar dieses Wunder hält.
Wir tauchen zusammen hinab
und schweben in unserer Welt.
Wir steigen und lassen uns fallen
im endlosen Spiel.
Ganz nah' die eine dem andern.
Zwei Muscheln, zwei Menschen
sind eins
und leben in Liebe
der eine im andern.
Erschienen in
"SpruchReif".
Lyrik und Prosa. Anthologie 2007
ISBN: 3-86703-654-3 / ISBN
(neu): 978-3-86703-654-2
Einerlei
Ich sitz' so da und denk' nicht an
und auch nichts aus.
Da kommt des Nachbarn Katze -
im Maul die kleine Maus.
Ich laß' sie nicht an mich heran
und schneide ihr 'ne Fratze.
Ich sitz' so da und denk' nicht an
und auch nichts aus.
Da kommt des Nachbarn Hund.
Die Zunge hängt ihm weit heraus.
Ich laß' ihn nicht an mich heran
und hab' so meinen Grund.
Nun muß ich denken, wie das ist,
wenn einer stets den andern frißt.
Mir ist so gar nicht wohl dabei.
Den Dreien ist es einerlei.
Stachel im Fleisch
Im kalten Meer vor Helgoland
hat ein verwirrter Rochen,
ich war ihm wohl unbekannt,
mich plötzlich gestochen.
Vielleicht habe ich einmal zuviel genießt?
Da hat er mich einfach aufgespießt!
Eine noch junge Tomate
und ein alter Tomat
übten Karate.
Auch den Spagat.
Platsch!
Ratsch!
Touch!
Matsch!
Alle Gedichte: Copyright by Fred Lang
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